Die tiefenpsychologisch fundierte und die analytische Psychotherapie sind gemeinsam mit der Verhaltenstherapie Behandlungsformen, deren Wirksamkeit in zahlreichen Studien nachgewiesen wurde und die deshalb als sogenannte Richtlinien-Verfahren von den Gesetzlichen Krankenkassen finanziert werden.
Tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie Diese Therapie findet einmal in der Woche im Sitzen statt, von den Gesetzlichen Krankenkassen finanziert als Kurzzeittherapie (maximal 25 Stunden) oder Langzeittherapie (60-100 Stunden im Regelfall).
Die analytische Psychotherapie
Die Psychoanalyse ist darauf ausgerichtet, die aktuellen Probleme als Teil der Gesamtpersönlichkeit zu verstehen und eine tiefgreifende Änderung zu ermöglichen. Bei der Indikationsprüfung zur Psychoanalyse muss geklärt werden, ob dies Ihr Anliegen ist, zum Beispiel, wenn sich bestimmte Schwierigkeiten in Ihrem Leben immer wieder zeigen und Sie sich deshalb im Selbsterleben, in Zielen und Wünschen, Arbeit und Ausbildung, Partnerschaft und Familie anhaltend und zunehmend beeinträchtigt fühlen.
Psychoanalytische Behandlungen sind im allgemeinen länger als andere Therapien (Finanzierung durch die Gesetzlichen Krankenkassen im Regelfall 160-240 Stunden), sie erfordern deshalb eine gemeinsame, verlässliche Verpflichtung für einen längeren Zeitraum.
Die Psychoanalyse und die tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie haben Gemeinsamkeiten im theoretischen Grundverständnis seelischer Vorgänge. In der Behandlungspraxis unterscheiden sie sich allerdings stark.
Die Psychoanalyse findet in den meisten Fällen im Liegen auf einer Couch statt, dreimal wöchentlich (mit personenbezogenen Änderungen). Als Analytikerin sitze ich im allgemeinen hinter der Couch, sodass Sie mich nicht sehen. Ich werde Sie auffordern, spontan mitzuteilen, was Ihnen durch den Kopf geht: Alltägliches ebenso wie Erinnerungen, Träume oder spontane Einfälle. Ihre Gedanken und Gefühle werden dabei manchmal wirr, sinnlos, peinlich oder widersprüchlich erscheinen. Es wird neben den Dialogen längere Monolog-artige Erzählungen von Ihnen geben, Erklärungen und Interpretationen von mir (sogenannte "Deutungen"), manchmal auch Phasen des Schweigens.
Die analytische Beziehung wirkt zunächst auf viele Analysand/innen befremdlich und unsinnig. Nach einer Weile beobachten aber die meisten, dass sich Denken und Fühlen auf der Couch verändert, freier und sprunghafter wird, also "assoziativer", wie es die Psychoanalyse nennt. Diese Merkmale weisen auch auf eine unterschiedliche Gewichtung der Wirkfaktoren hin. Im Unterschied zur tiefenpsychologisch fundierten Psychotherapie (und noch stärker zur Verhaltenstherapie) spielt die aktive und zielgerichtete Hilfe zur Problembewältigung hier eine deutlich geringere Rolle.
Das heißt nicht, dass die aktive Lebensbewältigung der Patient/innen nicht wichtig ist, sondern im Gegenteil, dass diese Aktivität mehr Eigenverantwortung erfordert und weniger angeleitet wird. Auf der anderen Seite hat die therapeutische Beziehung eine zentraleBedeutung, gerade wegen ihrer Vielschichtigkeit und Widersprü chlichkeit. Diese Form der Beziehung wird als „Übertragung“ bezeichnet, weil in ihr alte und häufig unbewusste Beziehungserfahrungen auf die Analytikerin übertragen werden. in der Übertragung können sie gemeinsam erlebt, verstanden und bearbeitet werden.
Analytische Gruppentherapie
Die analytische Gruppentherapie ist für Menschen geeignet, die in ihren Beziehungen zu ihren Partner/innen, Familienangehörigen, Freund/innen oder Kolleg/innen immer wieder ähnliche Schwierigkeiten beobachten, sich schnell verunsichert, missverstanden oder sogar abgelehnt fühlen.
Viele Patient:innen glauben, dass eine Gruppe weniger wirksam ist, weil die Einzelnen nicht so viel Aufmerksamkeit bekommen; viele haben auch Angst davor, in der Gruppe auf die gleichen Schwierigkeiten und Ängste zu stoßen wie in anderen Beziehungen, und ziehen den Schutzraum einer Einzeltherapie vor.
Ich möchte speziell diese Patient:innen ermutigen, sich die Vorteile einer Gruppentherapie deutlich zu machen: Anders als in der Einzeltherapie können hier die Beziehungen und ihre Schwierigkeiten direkt sichtbar und bearbeitet werden. Die Gruppe kann eine heilsame Kraft entwickeln, indem nicht nur Vertrautes und Verbindendes geteilt wird, sondern auch Konflikte einzelner Gruppenmitglieder ausgehalten und verstanden werden, sodass Veränderungen in der Gruppe selbst möglich werden.
Psychotherapeutische Sprechstunde
Wenn Sie akute oder anhaltende psychische Beschwerden haben, kann eine Sprechstunde eine erste Orientierung über die möglichen ambulanten Behandlungsformen (Richtlinien-Psychotherapien, psychiatrisch-medikamentöse Therapien, Familien- und Paarberatung, Suchtberatung, weitere therapeutische Angebote) geben.
Aufgrund Ihrer Schilderungen werde ich eine diagnostische Einordnung vornehmen und eine Therapieempfehlung aussprechen. Dabei werde ich Sie über die sogenannten Richtlinien-Psychotherapien aufklären (Verhaltenstherapie, tiefenpsychologisch fundierte und analytische Psychotherapie, systemische Psychotherapie, Einzel- und Gruppentherapien).
Bei Bedarf können ein bis drei Sprechstunden a 50 Minuten durchgeführt werden. Ich muss darauf hinweisen, dass ich Sprechstunden auch anbiete, wenn ich selbst keine freien Kapazitäten für eine Einzel- oder Gruppentherapie habe. In diesem Fall werde ich mich bemühen, Ihnen Kolleg/innen mit freien Psychotherapieplätzen zu vermitteln. Sollte dies nicht möglich sein, werde ich Ihnen das Formular PTV11 ausstellen, mit dem Sie sich bei der Terminservicestelle (TSS) Ihrer Krankenkasse melden können. Die TSS ist dann verpflichtet, Ihnen freie Psychotherapieplätze zu vermitteln.
Akutbehandlung
Direkt im Anschluss an die Psychotherapeutische Sprechstunde kann in besonders dringenden Fällen eine Akutbehandlung angeschlossen werden, die maximal 12 Sitzungen umfasst. Sie dient nur der kurzfristigen Stabilisierung und ist deshalb in den meisten Fällen ohne eine gesichterte Weiterbehandlung nicht sinnvoll.
"Aufgeklärte Einwilligung" (informed consent)
Wie die meisten anderen therapeutischen und medizinischen Behandlungen haben auch Psychotherapie und Psychoanalyse gelegentlich "unerwünschte Nebenwirkungen", auf die ich Sie hinweisen möchte. So kann es vorübergehend zu einer Verschlimmerung der Symptome oder dem Auftreten neuer Symptome kommen, als ein Zeichen für eine verstärkte und veränderte Auseinandersetzung mit der eigenen Lebenssituation. Die Symptome sollten sich aber nach einigen Monaten deutlich verbessern und ihre einschränkende Bedeutung verlieren. Sollte dies nicht der Fall sein, werden wir gemeinsam sorgfältig die Ursachen prüfen. Gegebenfalls werde ich Sie bei der Suche nach alternativen Behandlungen unterstützen.